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Shopify in Deutschland nutzen - Teil 2: Preisangaben

Shopify in Deutschland nutzen - Teil 2: Preisangaben
In Teil 2 der Artikelserie zur Nutzung von Shopify in Deutschland geht es um die Frage, wie man in seinem Shopify-Shop Produktpreise rechtlich einwandfrei darstellt.

Wichtiger Hinweis

Ein Hinweis gleich vorab: Dieser Artikel, wie auch alle anderen Artikel auf ShopStack.de, wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gibt lediglich die Auffassung des Autors wieder. Er stellt keine Rechtsberatung dar und der Autor übernimmt keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der hier aufgeführten Informationen.

Auch wenn Shopify die Internationalisierung Ihres Shopsystems mittlerweile wesentlich ernster nimmt als noch vor einigen Jahren, merkt man immer noch, dass das System ursprünglich in erster Linie auf den nordamerikanischen Markt ausgelegt war. Auch wenn vieles ohne Änderungen auch in Europa nutzbar ist, das Steuersystem der USA unterscheidet sich vom deutschen in einem wichtigen Punkt: Produktpreise werden in den USA ohne die sales tax (entspricht in etwa der deutschen Mehrwertsteuer) ausgewiesen. Diese wird erst an der Kasse bzw. in einem Onlineshop beim Checkout hinzuaddiert. Das liegt daran, dass für die Höhe der Sales Tax die Lieferadresse des Käufers entscheidend ist und die weiß der Online-Shop i. d. R. erst, wenn der Kunde sie im Checkout eingibt. Je nach Bundesland gilt hier außerdem ein anderer Steuersatz.

Brutto? Netto? Beides?

In Deutschland bzw. der EU müssen Preise von Waren, die an Endkunden verkauft werden, immer inkl. MwSt. ausgewiesen werden. Und hier ergibt sich auch gleich das erste Problem: Welcher MwSt-Satz gilt denn nun?

Seit dem 01.01.2015 hat sich hier einiges geändert. Für physische Produkte gilt wie bisher, dass der MwSt-Satz des Landes angewendet werden muss, in dem der Händler seinen Sitz hat. Für Händler mit Sitz in Deutschland heißt das also 19%, für Händler in Österreich sind es 20%.

Etwas anderes gilt aber für digitale Produkte und Dienstleistungen. Hier muss der MwSt-Satz des Landes angewendet werden, in dem der Kunde wohnt.

Außerdem muss, wie bisher auch, die MwSt. in der EU auch auf die Versandkosten erhoben werden.

Was bedeutet das nun für jemanden in Deutschland, der einen Shopify-Shop betreiben will?

Betrachten wir der Einfachheit halber an dieser Stelle erstmal nur den Verkauf physischer Produkte. Die seit 01.01.2015 geltenden Regeln zum Verkauf digitaler Produkte und Dienstleistungen betrachten wir in einem separaten Artikel, damit es nicht zu unübersichtlich wird.

Wenn Sie Ihre physischen Waren nun also nur innerhalb Deutschlands oder der EU verkaufen wollen, ist es einfach: Sie wählen im Admin-Bereich Ihres Shops die Länder aus, in die Sie verkaufen wollen und setzen überall den Steuersatz auf 19%. Die Preise Ihrer Produkte legen Sie inkl. MwSt. fest und setzen in den Steuer-Einstellungen das Häkchen bei "All taxes are included in my prices" und "Charge taxes on shipping rates". Fertig.

Was aber, wenn Sie mit dem selben Shop Waren an Kunden innerhalb und außerhalb der EU verkaufen wollen? EU-Kunden müssen Sie 19% MwSt. berechnen, Kunden außerhalb der EU zahlen aber Nettopreise. Auch dafür gibt es eine Lösung, diese ist aber etwas aufwändiger umzusetzen.

EU-Kunden müssen Sie Bruttopreise anzeigen, daran führt kein Weg vorbei. Allerdings wollen Sie nicht-EU-Kunden möglichst nicht durch zu hohe Preise abschrecken. In diesen Fällen wäre die Anzeige von Nettopreisen von Vorteil und auch rechtlich einwandfrei.

Bevor Sie nun auf die Idee kommen, das Land Ihrer Kunden anhand der IP-Adresse zu ermitteln: Das ist zwar grundsätzlich möglich, allerdings entscheidet allein die Lieferadresse darüber, ob Sie dem Kunden MwSt. berechnen müssen oder nicht. Und es ist nicht unbedingt gesagt, dass ein Kunde, der sich gerade in Norwegen aufhält (nicht-EU-Land) die bestellte Ware nicht vielleicht nach Schweden (EU-Land) geliefert haben will1.

Ich habe mich dafür entschieden, in meinem eigenen Shop sowohl Netto- als auch Bruttopreise anzuzeigen. Dafür musste ich das Theme meines Shops anpassen, damit zum einen beide Preise beim Produkt angezeigt werden. Zum anderen habe ich meine Preise netto (also ohne MwSt.) festgelegt und rechne die Preise zur Anzeige im Shop in Bruttopreise um (Nettopreis * 1,19). So sind beide Kundengruppen - EU- und nicht-EU-Kunden - klar informiert und beim Gang zur Kasse wird abhängig von der Lieferadresse die MwSt. hinzugerechnet oder eben nicht.

[caption id="attachment_96" align="alignleft" width="956"]Netto- und Bruttopreise nebeneinander Netto- und Bruttopreise nebeneinander[/caption]

Dies ist im Übrigen auch das einzige Verfahren, um in einem Shopify-Shop duale Preise anzuzeigen. Denn Shopify addiert die MwSt. bei Bedarf nur hinzu, zieht sie aber beim Checkout nicht ab, wenn man Bruttopreise eingegeben hat. Es ist also zwingend notwendig, Nettopreise einzugeben und diese für die korrekte Anzeige im Shop im Theme in Bruttopreise umzurechnen.

Angabe der Versandkosten

In Deutschland (und vermutlich überall innerhalb der EU) sind Onlinehändler verpflichtet, klar auf alle anfallenden Nebenkosten hinzuweisen, also auch auf etwaige Versandkosten. Hierzu müssen Sie neben jedem Produktpreis unmissverständlich auf diese Zusatzkosten hinweisen. Auch hierfür ist wiederum die Anpassung des verwendeten Themes notwendig. Denn von Haus aus zeigen alle derzeit verfügbaren Shopify-Themes den Produktpreis ohne weitere Angaben an.

Unterhalb der Preise (siehe Bild oben) steht der Hinweis auf die Versandkosten und das Wort Versandkosten ist zudem mit einer Seite verlinkt, die die Versandkosten im Detail auflistet.

Wenn Sie Ihren Kunden kostenlosen Versand anbieten wollen, reicht übrigens die Angabe neben oder unterhalb des Preises, dass die Versandkosten im Produktpreis enthalten sind.

Zusammenfassung

Wenn Sie mit Ihrem Shopify-Shop physische Waren an Kunden in Deutschland und der EU verkaufen, müssen Sie alle Preise und Nebenkosten inkl. der in Deutschland gültigen Mehrwertsteuer anzeigen. Kunden außerhalb der EU sollten Sie allerdings keine Mehrwertsteuer berechnen. Hierzu können Sie z.B. die Nettopreise neben den Bruttopreisen anzeigen und mit dem klaren Hinweis versehen, dass diese nur für Kunden außerhalb der EU gelten. Oder Sie führen einen komplett separaten Shop für Ihre nicht-EU-Kunden, in dem Sie nur Nettopreise anzeigen und vielleicht sogar anderen eine Währung (z.B. US Dollar) verwenden. Dafür würden dann allerdings nochmal die monatliche Shopify-Grundgebühr für den zweiten Shop und ggf. Kosten für ein weiteres Konto bei Ihren Anbieter für Kreditkartenakzeptanz anfallen.

In einem der nächsten Artikel dieser Serie befassen wir uns mit dem Verkauf digitaler Produkte und Dienstleistungen, für die seit dem 01.01.2015 eine neue, nicht ganz einfach umzusetzende Regel gilt. Wer den Artikel hierzu nicht verpassen will, sollte am besten den Blog umgehend abonnieren.


  1. Solche Fälle habe ich in meinem Online-Shop regelmäßig. Manch ein Kunde bestellt eben auch mal was vom Urlaubsort aus und lässt es sich nach Hause liefern. 

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