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Verkauf ins Ausland mit Shopify - Was ist zu beachten?

Verkauf ins Ausland mit Shopify - Was ist zu beachten?
Ein großer Vorteil des E-Commerce ggü. dem stationären Handel ist ja, dass man mit ein und demselben Shop theoretisch Kunden in aller Welt bedienen kann. Der Versand ins Ausland ist heutzutage meist auch keine wirkliche Hürde mehr. Ein größerer Stolperstein können dagegen die rechtlichen bzw. steuerlichen Vorgaben sein.

Wichtiger Hinweis

Ein Hinweis vorab: Dieser Artikel, wie auch alle anderen Artikel auf ShopStack.de, wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gibt lediglich die Auffassung des Autors wieder. Er stellt keine Rechtsberatung dar und der Autor übernimmt keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der hier aufgeführten Informationen.

Die meisten E-Commerce-Neulinge denken erstmal nur an den Verkauf innerhalb ihres Heimatlandes. Das ist auch nicht generell falsch, denn auch wenn der Verkauf ins Ausland in aller Regel auch für kleine Shops mit begrenzten personellen Ressourcen machbar ist, so gibt es doch einiges zu beachten und mehr Aufwand ist es auch.

Wir wollen in diesem Artikel nicht auf alle Details, die es beim Verkauf ins Ausland zu beachten gibt, eingehen. Dazu unterscheiden sich die To-Dos von Land zu Land und Art der verkauften Produkte zu sehr. Wir beschränken uns daher auf einige wichtige Punkte, die es generell bei Shopify zu beachten gilt, wenn man von Deutschland1 aus ins Ausland verkaufen will.

Der richtige Steuersatz

Oftmals besteht Unsicherheit, welcher MwSt.-Satz beim Verkauf ins Ausland gilt. 19%? 7% Oder 0%? Wie so oft lautet die Antwort: Kommt drauf an.

Man muss grundsätzlich zwischen folgenden Szenarien unterscheiden:

  • Verkauf in ein EU-Land
  • Verkauf außerhalb der EU
  • Verkauf physischer Produkte
  • Verkauf digitaler Produkte

Betrachten wir die Fälle im Einzelnen.

Verkauf physischer Produkte in ein EU-Land

Wer physische Produkte (alles, was verschickt werden muss) in ein EU-Land verkauft, wendet den gleichen Steuersatz an, wie beim Verkauf innerhalb Deutschlands. Also entweder den regulären Steuersatz von 19%, oder, wenn für die Produkte der ermäßigte Steuersatz gilt, 7%. Denn beim Verkauf von physischen Waren gilt das sog. Herkunftslandprinzip: Es wird der Steuersatz angewendet, der in dem Land gilt, in dem der Händler seinen Sitz hat.

Anderes gilt allerdings, wenn beim Verkauf ins EU-Ausland gewisse Schwellenwerte überschritten werden. Dann muss man sich im jeweiligen Land umsatzsteuerlich registrieren und beim Verkauf an Endkunden in diesem Land gilt dann das Bestimmungslandprinzip, d.h. es muss der MwSt.-Satz des Bestimmungslandes angewendet und die MwSt. auch in dem Land abgeführt werden. Näheres zum Verfahren und den Schwellenwerten in den einzelnen EU-Ländern gibt es auf dieser Seite der EU.

Verkauf physischer Produkte außerhalb der EU

In diesem Fall wird keine MwSt. angewendet und demnach auch nicht ans Finanzamt abgeführt.

Verkauf digitaler Produkte in ein EU-Land

Dies ist der derzeit komplizierteste Fall. Denn seit dem 01.01.2015 gilt für den Verkauf digitaler Produkte und Dienstleistungen in der EU das Bestimmungslandprinzip. Es muss also der MwSt.-Satz angewendet werden, der für das Produkt in dem Land gilt, in dem der Kunde seinen Sitz hat, bzw. konkret das Land seiner Lieferanschrift.

Verkauf digitaler Produkte außerhalb der EU

Hier gilt wie für physische Produkte auch: es wird keine MwSt. angewendet.

Umsetzung mit Shopify

Und wie setzt man diese ganzen Fälle nun mit Shopify um?

Aus dem oben Gesagten wird klar, dass man beim Verkauf innerhalb und außerhalb der EU mit dem selben Shop eigentlich unterschiedliche Produktpreise gelten: Bruttopreise inkl. MwSt. für inländische und EU-Kunden, Nettopreise für den Rest der Welt. In Shopify kann man aber von Haus aus erstmal nur einen Preis pro Produkt(variante) angeben und die Einstellung, ob Preise MwSt. enthalten oder nicht gilt für den gesamten Shop und alle Produkte gleichermaßen.

Wie bringen wir das also alles unter einen Hut?

Bruttopreise für alle

Wenn Sie es sich so einfach wie möglich machen wollen, legen Sie alle Produktpreise als Bruttopreise an, also inkl. MwSt. Kauft nun ein Kunde aus den USA in Ihrem Shop ein (und Sie haben den Steuersatz für die USA korrekt auf 0% eingestellt), wird die MwSt. im Checkout mit 0 ausgewiesen. Allerdings, und das ist bei Shopify eine Besonderheit, wird der MwSt.-Anteil nicht vom Endpreis abgezogen, dieser bleibt unverändert (UPDATE: Dies hat sich mittlerweile geändert, beachten Sie hierzu diesen Artikel zu der entsprechenden Steuereinstellung). Rein steuerlich ist das (m. M. n.) nicht zu beanstanden: Sie verkaufen ins nicht-EU-Ausland, ergo weisen Sie die MwSt. als 0% aus und müssen folglich auch keine MwSt. abführen. Der Nachteil an dieser Lösung ist allerdings, dass der nicht-EU-Kunde den gleichen Preis zahlt, als wäre MwSt. im Preis enthalten. Der Vorteil für Sie: Sie verdienen beim Verkauf an nicht-EU-Kunden den MwSt.-Anteil extra, denn diesen müssen Sie ja wie gesagt nicht abführen. Das kann man z.B. zu seinem Vorteil nutzen, indem man diese Mehreinnahme nutzt, um die Versandkosten ins nicht-EU-Ausland möglichst gering zu halten. Denn Versandkosten, gerade ins nicht-EU-Ausland, können ein ernsthafter Hemmschuh für den Verkauf sein.

Bruttopreise für EU-Kunden, Nettopreise für alle anderen

Wer seinen nicht-EU-Kunden den Preisvorteil von Nettopreisen geben will, muss eine andere Herangehensweise wählen. Alle Produktpreise und auch die Versandtarife müssen dann als Nettopreise angelegt werden (UPDATE: Dies hat sich mittlerweile geändert, beachten Sie hierzu diesen Artikel zu der entsprechenden Steuereinstellung). Da Sie beim Verkauf an Endkunden allerdings zwingend Endpreise, also inkl. MwSt., anzeigen müssen, muss das Theme Ihres Shops so angepasst werden, dass aus Kundensicht Bruttopreise angezeigt werden. Etwas aufwändiger wird es, wenn Sie Produkte mit unterschiedlichen MwSt.-Sätzen verkaufen. Denn dann müssen bei der Umrechnung des Nettopreises in einen Bruttopreis je nach Produkt entweder 19% oder 7% angewendet werden. Auch das ist möglich, kann aber etwas knifflig werden.

Für den Verkauf digitaler Produkte scheitert dieser Ansatz allerdings. Denn hier ist es schlicht unmöglich, aus dem Nettopreis den Bruttopreis zu berechnen, da der Steuersatz erst feststeht, wenn der Kunde im Checkout seine Lieferadresse eingegeben hat. Hier bleibt also nur der Ansatz, Bruttopreise zu verwenden.

Versandtarife

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Verkauf ins Ausland sind Ihre Versandtarife. In aller Regel wird für kleinere Händler der Versand per DHL am sinnvollsten sein. UPS ist meist erst bei größeren Volumina ökonomisch sinnvoll, FedEx ist bei größeren Sendungen quasi unbezahlbar und Dienstleister wie Hermes und GLS versenden nicht in alle Länder.

Bei der Kalkulation der eigenen Versandtarife ist zum einen zu beachten, dass man, will man bei den Versandkosten nicht draufzahlen, diese so anlegt, dass sie denen des verwendeten Versanddienstleisters entsprechen. DHL hat die Welt in Zonen aufgeteilt, jede Zone hat je nach Paketgewicht einen unterschiedlichen Preis. Eine Übersicht über Zonen und Preise gibt es unter auf den Seiten von DHL.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass der Preis, den Sie als Händler für den Versand eines DHL-Pakets zahlen, i.d.R. keine MwSt. enthält2, und Sie folglich für diese Rechnungen beim Finanzamt auch keine MwSt.-Erstattung geltend machen können. Wenn Sie also z.B. €5,99 für ein Paket an DHL zahlen, den entsprechenden Versandtarif in Ihrem Shop ebenfalls mit €5,99 inkl. MwSt. ausweisen, verlieren Sie bei jedem Verkauf den in €5,99 enthaltenen MwSt.-Anteil, den Sie ans Finanzamt abführen müssen. Von daher sollten Sie für Ihre Versandtarife, also die Preise, die Sie Ihren Kunden für den Versand berechnen, den DHL-Preis als Basis nehmen und dann die MwSt. aufschlagen. Ggf. schlagen Sie auch noch einen gewissen Betrag für die Verpackung auf, denn die kostet Sie ja auch etwas. Natürlich steht es Ihnen auch frei, die Versandkosten anders zu kalkulieren oder sogar kostenlosen Versand anzubieten. Aber Sie sollten diese Kosten in Ihrer Gesamtkalkulation entsprechend berücksichtigen.

Ein weiterer Punkt, der oft für Missverständnisse sorgt: Die Versanddienstleistung, die Sie z.B. bei DHL einkaufen, und die Nebenleistung des Versands, die Sie Ihren Shop-Kunden berechnen, haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun. Das eine ist eine Leistung, die Sie bei Ihrem Lieferanten (DHL) einkaufen, das andere ist eine Dienstleistung, die Sie Ihren Kunden verkaufen. Beides ist grundsätzlich voneinander unabhängig, weshalb es auch unerheblich ist, dass DHL Ihnen keine MwSt. für ein Paket berechnet. Sie müssen Ihren EU-Endkunden trotzdem MwSt. für den Versand berechnen, und zwar, da Versandkosten i. d. R. als Nebenleistung gelten, anteilig entsprechend des MwSt.-Anteils der Hauptleistung (also der Ware). Lesen Sie hierzu auch den Artikel zu Shopify und unterschiedliche MwSt.-Sätze.

Zollbestimmungen

Zuletzt gibt es natürlich noch ein weiteres Thema zu beachten, zumindest beim Verkauf ins nicht-EU-Ausland: den Zoll. Natürlich ist es unmöglich, im Rahmen eines Artikels wie diesem solch ein Thema abschließend zu behandeln. Daher seien hierzu nur folgende Stichpunkte genannt, die Ihnen helfen sollten, das Thema für Ihre persönliche Situation zu bewerten:

  • Klären Sie, ob es für Ihre Waren Ausfuhr- oder in den Ländern, in die Sie verkaufen, Einfuhrbeschränkungen gibt.
  • Informieren Sie sich über Zollinhaltserklärungen (CN 22 und CN 23).
  • Klären Sie, ab welchen Mengen Sie ggf. eine Ausfuhranmeldung vornehmen müssen.
  • Bringen Sie außen an Ihren Sendungen eine Zollrechnung an, da dies oft die Zollabwicklung beschleunigt.

Weitere Informationen zum Zoll finden Sie auch bei DHL.

Fazit

Ein Onlineshop und DHL ermöglichen es heutzutage generell jedem, Waren in die ganze Welt zu verkaufen. Die Tücken liegen aber im Detail. Wer Probleme mit Zoll, Finanzamt, DHL etc. vermeiden will, sollte sich ausführlich über alle Aspekte des grenzüberschreitenden Handels informieren oder beraten lassen (z.B. von der IHK). Im Zweifelsfall ist es besser, man schließt das Ausland oder zumindest gewisse Länder aus, indem man in Shopify für diese Länder keine Versandtarife anlegt. Dann können Kunden aus diesen Ländern nicht bestellen3.

Letztlich stellt sich auch immer die Frage, ob sich der - nicht unerhebliche - Zusatzaufwand für den internationalen Verkauf lohnt. Für eine Handvoll Verkäufe pro Monat ins Ausland ist der Aufwand sicher zu hoch. Wer aber Produkte anbietet, für die er auch signifikante Nachfrage aus dem Ausland erwartet, für den kann sich der Aufwand durchaus rechnen.


  1. Die meisten Punkte dürften so oder so ähnlich auch für Österreich gelten. 

  2. Siehe Fußnote zu * auf der DHL-Website: "Alle Preise sind Endpreise und nach UStG umsatzsteuerfrei, soweit zu den einzelnen Preisangaben nichts Abweichendes angegeben ist." 

  3. Dies gilt nicht beim Verkauf digitaler Produkte. Da digitale Produkte keinen Versand erfordern, können Kunden aus aller Welt bestellen, auch wenn für das jeweilige Land kein Versandtarif konfiguriert ist. Wenn Sie also digitale Produkte verkaufen, stellen Sie sicher, dass für alle Länder die entsprechenden Steuersätze hinterlegt sind. Denn wenn z. B. für ein EU-Land fälschlicherweise 0 % MwSt. eingestellt sind, müssen Sie trotzdem den korrekten MwSt.-Anteil ans Finanzamt abführen. 

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